Club Kultur #132 | "Tanz im Feuerdorf"

Radio Superfly: Club Kultur mit Crazy Sonic
FEIERZEIT
Mit den ersten warmen Tagen nimmt auch die Open-Air-Saison wieder Fahrt auf. „Du tanzt mich mal“ im Prater macht den Anfang, weitere Veranstaltungsformate an und um die Donau stehen bereits in den Startlöchern. Das Usus am Wasser etwa kündigt erste Veranstaltungsreihen an – weitere Formate mit ähnlichem Klang und ähnlicher Idee dürften folgen. Auch Porto Pollo, das Technocafé (Start: 29. April) und andere Locations bereiten sich auf eine intensive Sommersaison vor.
Die Vienna Club Commission hat zuletzt angekündigt, sich für neue Freiräume in der Stadt starkzumachen. Ziel ist es, die rechtlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen für Open-Air-Veranstaltungen zu verbessern. Denn obwohl sich Wiens Clubkultur gerne als lebendig und vielseitig präsentiert, sind sommerliche Freiluftformate nach wie vor häufig mit Einschränkungen und Bürokratie verbunden.Das Format Zwischen den Museen – ein dreistündiges Tanz-Experiment mit vorgelagerter Podiumsdiskussion – wurde heuer erstmals in verkürzter Form umgesetzt.
Kulturpolitisch ein bemerkenswerter Schritt, der zeigt, dass Clubkultur mehr sein kann und soll als reine Unterhaltung. Doch die Frage bleibt: Wie viel Raum bekommt Subkultur in einem städtischen Kontext, der zunehmend durch Lärmauflagen, Veranstaltungsauflagen und Zeitfenster reglementiert wird? Bloße Trittbrettfahrer, die eine Demonstration anmelden, und stattdessen eine reine Musikveranstaltung machen, sollen rechtzeitig an ihrem Vorhaben gehindert werden, denn sie schaden nur der Sache und verärgern die Behörden.
GEMMA PRATER?
Mitten im Wurstelprater – zwischen Achterbahn und Zuckerwatte – entsteht derzeit ein neuer Ort für elektronische Musik. Das Feuerdorf wurde ursprünglich als Eventlocation mit Grillfokus konzipiert, entwickelt sich aber gerade zur kleinen, aber feinen Clubfläche mit zwei Floors, guter Aussicht und einem klaren Open-Air-Konzept. Adrian Tronic ist mit seinem Format "Dutanztmichmal" an der Umgestaltung beteiligt. Gemeinsam mit weiteren Veranstalter:innen plant er eine regelmäßige Bespielung des Ortes – Open Airs bis 22 Uhr, eingebettet in die lebendige, manchmal skurrile Atmosphäre des Praters. Die ersten Veranstaltungen verliefen vielversprechend – Fortsetzung folgt. Adrian Tronic ist der erste Gast im Cast.
RECHTSAUSSEN
Laut einem Bericht des Moment Magazin vom April 2025 versuchen rechtsextreme Gruppierungen gezielt, in die Wiener Clubszene vorzudringen – etwa durch die Organisation oder Beteiligung an Veranstaltungen in bekannten Clubs der Stadt. In einem Fall wurde dabei ein Event genannt, das im Jolly Roger Ende Dezember 2024 stattfand und mutmaßlich von einer einschlägigen Gruppe mitorganisiert wurde. Wie das Magazin berichtet, soll ein etablierter Akteur aus der Szene – möglicherweise ohne Kenntnis über die Hintergründe – den Kontakt zwischen der Gruppierung und einem Veranstaltungsort vermittelt haben. Nach Bekanntwerden der Zusammenhänge kam es zu öffentlichen Diskussionen über Verantwortung, Naivität und notwendige Abgrenzung. In Reaktion auf die Berichterstattung gab es Distanzierungen, aber auch Kritik an der medialen Aufarbeitung.
Auch der Camera Club reagierte – spät, zaghaft und PR-technisch eher suboptimal. Klar ist: Niemand will vorschnell verurteilen. Aber wer Teil einer Szene ist, die sich gerne als weltoffen und progressiv begreift, sollte auch wissen, wie man mit unangenehmen Fragen umgeht. Und dass eine klare Haltung gegen Rechtsextremismus kein linker Spleen, sondern Grundvoraussetzung für Subkultur ist. Der Fall hat innerhalb der Szene eine Debatte darüber ausgelöst, wie mit rechtsextremen Unterwanderungsversuchen umzugehen ist – und welche Verantwortung Veranstalter:innen und Kulturschaffende dabei tragen. Im zweiten Teil des Podcasts spricht Steve Hope, Vorsitzender der DJ-Gewerkschaft DECK, über den aktuellen Fall, über strukturelle Herausforderungen – und über die Frage, wie klare Positionen gegen rechtsextreme Ideologien innerhalb der Clubkultur aussehen können.
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Die nächste Ausgabe gibt's in zwei Wochen am 01. Mai 2025.
